CRISPR 23 – die wissenschaftliche Konferenz in Würzburg

Was passiert eigentlich auf einer wissenschaftlichen Konferenz?

Vom 27. Junu bis 1. Juli fand CRISPR 2023 in Würzburg statt:

Grundlagenforschung zu CRISPR-Cas
3 Tage, 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends
43 Vorträge
125 Poster
350 Teilnehmer aus aller Welt

Das Programm kann man sich ansehen. Für Außenstehende ist es aber ziemlich unverständlich und vielleicht auch etwas enttäuschend:
über direkte Anwendungen wurde kaum gesprochen!
Es ging vielmehr darum, die ständig wachsende Zahl an CRISPR-Systemen und ihre Funktionen zu verstehen. Auf den ersten Blick ist es nicht so einfach einsichtig, warum man mit großem Aufwand die kleinsten Details der vielen verschiedenen CRISPR-Systeme untersucht.

CRISPR-Cas9 kennen viele, weil es in der Medizin und der Pflanzenzucht erste bahnbrechende Erfolge gibt. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs:
– andere CRISPR Systeme eignen sich für medizinische Diagnostik,
– für einige gibt es Inhibitoren: eine Abwehr der Viren gegen die Abwehr der Bakterien – durchaus interessante Moleküle, um z.B. in der Medizin die Funktion von CRISPR-Cas zeitlich zu begrenzen.
– einige Viren haben selbst CRISPR-Cas Systeme von ihren Wirten gestohlen, vermutlich um die Konkurrenz anderer Viren auszuschalten.
– dann gibt es CRISPR-Sequenzen, die nicht etwa gegen eindringende Viren, sondern gegen das eigene Genom gerichtet sind. Was machen die und warum bringen sich die Bakterien damit nicht selbst um?

Es werden geniale, aber sehr komplizierte Methoden entwickelt, um die Funktionsweise der „Genschere“ bis ins kleinste Detail zu analysieren.

Für Laien sind die Vorträge schlichtweg unverständlich und es ist für sie unbegreiflich warum 350 Menschen aus England, Lettland, USA, Australien, Singapur, Japan und anderen Ländern nach Würzburg reisen, um über solche „Kleinigkeiten“ (im wahrsten Sinne des Wortes) zu diskutieren. Aber ganz zweifellos gab es angeregte und spannende Diskussionen!

Der Hörsaal ist voll, aber einige sitzen zur dritt oder zu viert an kleinen Tischen, zeigen sich gegenseitig Daten und kritzeln Skizzen auf Papier. Da werden Ergebnisse ausgetauscht und verglichen und vielleicht auch die Zusammenarbeit in einem Projekt vereinbart.
In den Pausen geht es zu, wie in einem geschäftigen Ameisenhaufen. Es redet jeder mit jedem, macht Anmerkungen zu den Vorträgen, fragt andere, ob man das richtig verstanden hat, ob es Widersprüche in den Ergebnissen gibt und was man für die eigene Arbeit aus den Daten folgern kann.
Auf der Heimfahrt werden einige wohl noch im Zug angeregt diskutieren und verständnislose Blicke von den Mitreisenden bekommen.

Wir werden in der nächsten Zeit einige ausgewählte Projekte vorstellen und verständlich beschreiben. Dabei geht es auch darum zu erklären, warum sie (vielleicht) für die Anwendung der Geneditierung in Pflanzen, Tieren und Menschen einmal wichtig werden könnten. Vor allem aber geht es uns darum deutlich zu machen, dass Grundlagenforschung die Voraussetzung dafür ist, überhaupt zu Anwendungen zu kommen!

Wenn es so einfach wäre!

Mit einem direkten Projekt „wir heilen jetzt man den Hautkrebs“ kommt ohne Grundlagen nichts heraus!

Weitere Artikel zu CRISPR-Cas und Gentechnik, die sich auch auf gesellschaftliche Aspekte beziehen, gibt es auch im Blog www.biowisskomm.de.



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